Bettlein deck’ dich!

Schüler-Trio aus Halle gewinnt Jugend-forscht-Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM)

Drei Jugendliche stehen hinter einem Krankenbett. © Juliane Kohnert
Frederik Tiede, Tessa Maleen Seyfert, Janusz Kohnert (v.l.n.r.) sind die Gewinner des CBM-Sonderpreises "Innovationen für Menschen mit Behinderungen". Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Sachsen-Anhalt der Stiftung "Jugend forscht" verliehen.

Bensheim/Halle (Saale), 13. September 2023. Ein Bett mit automatischer Zudecke klingt nach Zukunftstraum. Janusz Kohnert, Tessa Seyfert und Frederik Tiede arbeiten an der Umsetzung. Die Zudeck-Funktion soll verhindern, dass Menschen nach versehentlichem Aufdecken unterkühlen. Gleichzeitig soll sie Pflegepersonal zeitlich entlasten. Menschen mit Lähmungen könnten so mehr Autonomie gewinnen. Dafür erhalten die drei 16-Jährigen des Christian-Wolff-Gymnasiums in Halle (Saale) den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) "Innovationen für Menschen mit Behinderungen". Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Sachsen-Anhalt der Stiftung "Jugend forscht" verliehen.

Ihr Pflegebett statten die Jungforscher an den äußeren Längsseiten mit Motoren aus. Auf Knopfdruck setzen diese die Bettdecke in Bewegung, die dann an Vorhangschienen bis zum Fußende gleitet. Die Füße allerdings bleiben bedeckt. Zum einen benötigt auch eine aufgedeckte Zudecke Platz, zum anderen ist die Hubleistung der Linear-Motoren auf 70 Zentimeter begrenzt. Doch was, wenn eine bettlägerige Person auch Fußfreiheit braucht, zum Beispiel bei der Körperpflege? Hierfür haben die drei einen manuellen Auszug entwickelt. Außen am Fußende kann die Decke dank eines Griffs um weitere 50 Zentimeter herausgezogen werden.

Herausforderung flexibler Halt

Als knifflig erweist sich die Verbindung zwischen Bettdecke und Schlaufengleitern, die die Decke ziehen sollen. Die Gleiter selbst sind mit geflochtener Angelschnur gekoppelt. Das erste Glied ist mit dem Motor verbunden und zieht die anderen nach sich. Nun muss die Decke mit den Gleitern verbunden werden – eine Herausforderung für das Jungforscherteam. Denn insbesondere im Pflegebetrieb muss Bettwäsche schnell und einfach zu wechseln sein. Sie finden Stahlklammern, die stark genug sind, die Decke bei Bewegung zu halten, und erproben verschiedene Verbindungstechniken. Als effektivste Lösung erweist sich ein Verbund aus zwei Klammern; jeweils eine an Gleiter und eine an der Zudecke, verbunden mit ablösbarem Klettband.

Zwei Zielgruppen sollen insbesondere von dieser Erfindung profitieren: komatöse und querschnittsgelähmte Menschen. Momentan arbeiten die Jungforscher an einer Sprachsteuerung. Wer vom Kopf abwärts gelähmt ist, könnte damit mehr Selbständigkeit gewinnen. CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus: "Frederik, Janusz und Tessa widmen ihr Forschungsprojekt einer der verletzlichsten Personengruppe unserer Gesellschaft. Das ist bemerkenswert", lobt Brockhaus. "Dass niemand wegen einer Behinderung benachteiligt wird, ist auch das Ziel der CBM. In den ärmsten Regionen der Welt setzen wir uns täglich für Menschen mit Behinderungen, ihre Gesundheit und ihre Rechte ein."

Landessieger haben Chance auf CBM-Bundespreis

Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei Jugend forscht eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern legt die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade ihnen den Alltag erleichtern können. Denn von den eine Milliarde Menschen mit Behinderungen leben 80 Prozent in den ärmsten Regionen der Welt. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den von der CBM ausgeschriebenen Bundessonderpreis zu erhalten. Dieser ist mit 300 Euro dotiert.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern.