Hector, stopp!

Schülerin aus Rostock gewinnt Jugend-forscht-Sonderpreis der CBM

Eine junge Frau hält zwei Gegenstände in den Händen. © Thomas Borowitz
Larissa Fründt mit ihrem cleveren Pillenroboter "Hector"

Bensheim/Rostock, 11. September 2023. Viele Menschen nehmen viele Tabletten. Das zu organisieren, erfordert Konzentration und Zeit. Wenn beides fehlt, hilft Hector. Der Roboter ist per Sprache steuerbar und gibt zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Medikamente ab. Larissa Fründt (17) erforscht kostengünstige, behindertengerechte Varianten zu bestehenden Medikamentenrobotern. Dafür erhält die Schülerin am Schülerforschungszentrum Rudolstadt den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) "Innovationen für Menschen mit Behinderungen". Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Mecklenburg-Vorpommern der Stiftung "Jugend forscht" verliehen.

Hector lässt sich mit Namen ansprechen und sieht niedlich aus. Der sympathische Pillenroboter soll die tägliche Medizineinnahme versüßen und das Richten der Tabletten vereinfachen. Nicht zuletzt kann das Pflegenden helfen. Denn Hector macht es möglich, die Pillen nur einmal die Woche vorzubereiten. Den Rest erledigt Hector eigenständig. Auch vergessliche Menschen können die Medikamente dann pünktlich einnehmen.

Die Verantwortlichen stellen per Spracheingabe ein, wann die Medikamente zu nehmen sind. "Hector, setze einen fortführenden Alarm auf Montag 14:00 Uhr!" aktiviert die Erinnerungsfunktion und die Verantwortlichen befüllen das Tablettenraster nach Plan. Zur besagten Uhrzeit erinnert der Roboter per Alarmsignal und Sprachausgabe an die Tabletteneinnahme. Wird nun sein Tablettenraster um einen Abschnitt weitergedreht, rutschen die vorher abgestimmten Medikamente in einen Auffangbehälter. Und sind bereit zur Einnahme. Auf "Hector, stopp!" gibt er Ruhe.

Günstig, nachhaltig, modular

Ein vergleichbares Gerät gibt es schon auf dem Markt – mit sympathischer Erscheinung, Alarm und sogar Gesichtserkennung. Larissa baut darauf auf und erforscht eine kostengünstigere Variante. Das Programm für die Sprachsteuerung und den Alarm findet Larissa in einer kostenfreien Datenbank im Internet. Außerdem sucht sie nach Möglichkeiten, das Gerät an verschiedene körperliche Einschränkungen anzupassen. Hier erwägt die Schülerin verschiedene Möglichkeiten: Tasten mit Braille-Schrift für sehbehinderte Menschen, eine Alarmfunktion mit Lampe, damit auch gehörlose Nutzer die Erinnerung wahrnehmen oder einen vergrößerten Auffangbehälter für Personen, die körperlich darauf angewiesen sind.

CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus: "Nicht nur hierzulande, sondern auch in sogenannten Entwicklungsländern müssen Millionen Menschen täglich Tabletten nehmen. Als CBM begrüßen wir Larissas Forschung, weil sie den Alltag dieser Menschen erleichtern kann", lobt Brockhaus. "Die CBM unterstützt zahlreiche Projekte weltweit, etwa um Erblindung durch Tropenkrankheiten vorzubeugen. Dass Larissa die Kosten im Blick hat, lässt auch einen Einsatz ihrer Erfindung in armen Regionen zu."

Landessieger haben Chance auf CBM-Bundespreis

Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei Jugend forscht eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern legt die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade ihnen den Alltag erleichtern können. Denn von den eine Milliarde Menschen mit Behinderungen leben 80 Prozent in den ärmsten Regionen der Welt. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den von der CBM ausgeschriebenen Bundessonderpreis zu erhalten. Dieser ist mit 300 Euro dotiert.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern.