Zwei Mädchen und ein Junge in Schuluniform unterhalten sich in Gebärdensprache. © CBM/argum/Einberger

Ohne Worte kommunizieren: Gebärdensprache macht's möglich!

Dank Gebärdensprache können sich Menschen mit Hörbehinderungen mit anderen Menschen verständigen. Auf diese Weise haben sie die Chance, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben. Erfahren Sie hier, wie Gebärdensprache funktioniert und wie die Christoffel-Blindenmission (CBM) die Verbreitung der Sprache fördert.

Gehörlose Menschen verständigen sich mit Hilfe der Gebärdensprache, die manchmal fälschlicherweise auch "Zeichensprache" genannt wird. Für viele Worte gibt es feste Gebärden, die durch Gestik und Mimik kommuniziert werden. Alle anderen Begriffe werden mit dem Fingeralphabet buchstabiert. Die Zeichen der Gebärdensprache unterscheiden sich von Land zu Land. Das heißt, auch Menschen mit Hörbehinderungen müssen "Fremdsprachen" lernen. Selbst innerhalb eines Landes können unterschiedliche dialektale Formen auftreten. Gebärdensprache ist also genauso facettenreich wie die gewöhliche Lautsprache.

Eine Sprache mit eigener Grammatik

Gebärdensprache ist eine vollwertig anerkannte Sprache mit eigener Grammatik. Zum  Ausdruck gebracht werden grammatikalische Hinweise durch Mimik und Körperhaltung. Fragen werden z. B. über die Kopfhaltung oder die Stellung der Augenbrauen verdeutlicht. Die Grammatik der Gebärdensprache lässt sich mit den herkömmlichen sprachwissenschaftlichen Kategorien Phonologie, Morphologie, Morphosyntax und Syntax beschreiben, folgt aber einem ganz anderen Satzbau. So kommen Ort- und Zeitangaben an erster Stelle, gefolgt von Subjekt, Objekt und dem Verb, z. B. "Heute du Theater gehst".

  • Ohrmuschel

    430 Millionen Menschen weltweit sind in unterschiedlichem Ausmaß von Hörbehinderung betroffen.

  • Zwei Hände

    Gebärdensprache wird durch Gestik und Mimik kommuniziert.

  • Gesprächsblase

    Auch lautlos gesprochene Wörter gehören zur Gebärdensprache.

  • Weltkarte mit Umrissen der Kontinente

    Eine Schätzung geht von 137 verschiedenen Gebärdensprachen weltweit aus.

Eine afrikanische Frau steht an einer Schultafel und spricht in Gebärdensprache mit zwei Schulkindern. © CBM/Hartung
In der Msandaka-Schule in Tansania werden hörbehinderte Kinder in Gebärdensprache unterrichtet. Auch Eltern hörbeeinträchtigter Kinder können hier Gebärdensprache lernen.

Von Hinweisgebärden zur eigenständigen Sprache

Einfache Gebärdensprachen sind vermutlich spontan entstanden und hat es immer schon gegeben, wo sich gehörlose Menschen trafen. Sie entwickelten sich aus einfachen Zeige- oder Hinweisgebärden und pantomimischen Nachbildungen von Gegenständen und Handlungen.

Mit zunehmendem Umfang erhielten die Gebärdenzeichen auch eine Grammatik. Die erste Schule mit Unterricht in Gebärdensprache wurde 1771 von Charles Michel de l'Epée in Paris eröffnet. Acht Jahre später gründete Samuel Heinicke eine Schule für gehörlose Menschen in Leipzig. Heinicke wandte sich nach einigen gescheiterten Versuchen mit der Gebärdensprache im Unterricht jedoch von ihr ab. Das konnte Gelehrte in anderen Ländern jedoch nicht von der weiteren Nutzung abhalten.

Die CBM hilft gehörlosen Menschen

Für gehörlose Kinder ist es genauso wichtig sprechen zu lernen wie für hörende Kinder. In den ersten zwei Lebensjahren müssen sie unbedingt einer natürlichen Gebärdensprache ausgesetzt werden. So können sie von Geburt an – über das Sehvermögen – eine eigenständige Entwicklung für ihre Sprache durchlaufen, mit natürlichen Entwicklungsschritten.

Während  Kinder mit Hörbehinderungen in Deutschland meist von klein auf lernen, sich mit der deutschen Gebärdensprache (DGS) zu verständigen, kommen hörbehinderte Kinder in Entwicklungsländern oft spät oder gar nicht mit einer Gebärdensprache in Berührung. Um gehörlosen Menschen auch dort ein normales Leben zu ermöglichen, fördert die CBM die Verbreitung von Gebärdensprache, Schulen für gehörlose Kinder und Ausbildungsmöglichkeiten für gehörlose Erwachsene.

In manchen Fällen kann die akustische Wahrnehmung aber auch durch medizinische Hilfe erreicht werden. In dem 2006 eröffneten Beit-CURE International Hospital (BCH) in Sambia erhalten z. B. jedes Jahr viele Kinder und Erwachsene durch Operationen, audiologische Versorgung oder Hörgeräte ihr Hörvermögen zurück.

Indem die CBM dazu beiträgt, dass schon Babys Gebärdensprache lernen, erhält das Thema allmählich mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Damit einher geht ein wachsendes Verständnis dafür, dass das Lernen von Gebärdensprache ein Recht ist. Wir unterstützen Menschen konkret beim Erlernen der Gebärdensprache. Zudem hat die CBM dazu beigetragen, das Thema präsenter zu machen, indem sie die Behindertenrechtskonvention bekannt gemacht hat und die Kompetenzen gehörloser Menschen stärkt. Ohne das Engagement der CBM und anderer NGOs gäbe es heute wenig Bildungschancen für gehörlose Menschen in Entwicklungsländern.