Von Wasser umspülte Hütten und Häuser eines Flüchtlingscamps, in dem Angehörige der ethnischen Minderheit Rohingya nach ihrer Fluch aus Myanmar leben. © CBM/Hayduk Rohingya-Flüchtlingslager/Bangladesch

Flucht, Vertreibung, Krieg und die Folgen

Weltweit waren Ende 2021 laut dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Aufgrund des Angriffskrieges in der Ukraine stieg die Anzahl sogar auf mehr als 100 Millionen an. Aber nicht nur Kriege und Konflikte führen dazu, dass Menschen ihre Heimatregionen oder -länder verlassen müssen.

Krieg, Naturkatastrophen, Menschenrechtsverletzungen

Kinder und Erwachsene spielen ein Kreisspiel und halten sich dabei an den Händen, andere Kinder sehen zu. Nach ihrer Vertreibung aus Myanmar leben sie in einem Flüchtlingscamp in Bangladesch. © CBM/Hayduk
Kinder in einem Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch in einem CBM-geförderten "Inclusive Child-Friendly Space", an dem Kinder mit und ohne Behinderungen spielen können.

Die Ursachen

Kriege und Bürgerkriege sind nur zwei Ursachen für Flucht unter vielen: Auch der Klimawandel und Naturkatastrophen wie verheerende Dürren oder Wirbelstürme, die vermutlich oft die Folge des Klimawandels sind, oder auch Menschenrechtsverletzungen führen dazu, dass Menschen keine Überlebenschancen oder Perspektiven mehr in ihren Heimatregionen und -ländern haben. Die Corona-Pandemie hat ebenso dazu geführt, dass Menschen fliehen mussten. In Indien z.B. hatten viele Frauen und Männer, die als Tagelöhner in der Stadt lebten, während der verordneten Lockdowns keinerlei Verdienstmöglichkeiten mehr und flohen in ihre Herkunftsorte auf dem Land. Wenn Krisen dazu führen, dass Menschen schlicht nichts mehr zu essen haben oder durch wirtschaftliche Not oder Gewalt in lebensbedrohliche Situationen geraten, dann gibt es für sie oft keinen anderen Ausweg mehr als die Flucht.

Die Auswirkungen

Hunderttausende Menschen, die zu der ethnischen Minderheit der Rohingya gehören, sind beispielsweise vor Unterdrückung und Gewalt aus Myanmar ins Nachbarland Bangladesch geflohen. In Myanmar werden sie nicht mehr als Staatsbürger anerkannt. In Bangladesch sind sie zwar nicht systematischer Verfolgung ausgesetzt, doch sie leben in Flüchtlingscamps, z.B. in Cox's Bazar, unter katastrophalen Verhältnissen. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist nicht gesichert, die Unterkünfte sind nicht wetterfest, es gibt kaum sanitäre Anlagen, kaum medizinische Hilfe, keine Betreuungs- und Unterrichtsmöglichkeiten für Kinder. Das ist nicht nur in Cox's Bazar so, das ist die Situation in vielen Flüchtlingslagern weltweit, auf allen Kontinenten. In Nigeria z.B. flohen hunderttausende Menschen vor der Terrorgruppe Boko Haram, die für einen eigenständigen islamischen Staat kämpft, in die Nachbarstaaten, Millionen Menschen im Land selbst. Dabei leiden die Menschen sowohl in Flüchtlingslagern als auch beim Zurückkommen in die Heimatregionen. Die CBM hat sie immer wieder z.B. mit Lebensmitteln, medizinischer Hilfe und Saatgut für den Neuanfang nach der Rückkehr unterstützt.

Folgen für Menschen mit Behinderungen

Laut dem Weltbehindertenbericht (2022) haben ca. 16 Prozent der Menschen weltweit eine Behinderung. Das bedeutet, dass statistisch betrachtet mehr als 14 Millionen Menschen mit Behinderungen weltweit unter den rund 90 Millionen Flüchtlingen sind. Zu vermuten ist aber, dass der Anteil der behinderten Menschen unter Menschen auf der Flucht noch höher ist: etwa aufgrund von Verletzungen bei Konflikten, Unfällen auf der Flucht, ungenügender medizinischer Versorgung und Traumatisierung.

 

Akute und langfristige Hilfe bei Flucht und Vertreibung

Wir arbeiten mit unseren lokalen Partnern daran, das Leben behinderter Flüchtlinge etwas leichter zu machen und die Strukturen zum Guten zu verändern.

Dr. Rainer Brockhaus, CBM-Vorstand

Die CBM und ihre lokalen Partner unternehmen alles, um bei Flüchtlingskrisen und (Bürger-)Kriegen in ihren Projektländern Menschen mit Behinderungen zu helfen. Erfahrene CBM-Partner nutzen vorhandene Strukturen und Personal für Hilfseinsätze, um besonders bedürftige Menschen mit Behinderungen aufzufinden und zu unterstützen.

Wenn notwendig, sucht die CBM nach neuen Partnern vor Ort, um Hilfsprogramme schnell umsetzen zu können.

Neben kurzfristiger Hilfe – mit Wasser, Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und Notunterkünften – helfen wir auch langfristig, z. B. mit psychosozialer Hilfe, Betreuungsangeboten für Kinder, Traumabewältigungshilfe, Schulungen zum Aufbau von Spargruppen und Existenzsicherungsprogrammen, z. B. wie in Nigeria mit Saatgut für die Bewirtschaftung brachliegender Felder. Das Ziel ist es, betroffene Menschen mit Behinderungen ganzheitlich mit medizinischen und rehabilitativen Angeboten zu unterstützen und ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Beispiele für Konflikte und Fluchtbewegungen

  • ab 2015 Bangladesch: Zehntausende Rohingya fliehen aus Myanmar, viele von ihnen suchen Zuflucht in einem Flüchlingslager im benachbarten Bangladesch.

  • 1994 Beim grausamen Völkermord in Ruanda sterben von April bis Juli 1994 Schätzungen zufolge mindestens eine halbe Million Menschen.

  • 1992 Zigtausende somalische Bürgerkriegsflüchtlinge leben unter schwierigen Bedingungen in Kenia im Camp Liboi (Stadt an der somal.-kenian. Grenze).

  • ab 1979 Afghanische Kriegsflüchtlinge suchen Zuflucht in Pakistan und anderen Ländern. 2022 lebten laut UNHCR mehr als eine Mio. Afghanen in Pakistan.

Menschen mit Behinderungen im Fokus bei Hilfe wegen Flucht und Vertreibung

Alle Opfer von Flucht und Vertreibung brauchen Hilfe und müssen unterstützt werden. Wir nehmen jedoch bei unserer Hilfe besonders verletzliche Menschen in den Fokus: Menschen mit Behinderungen! Für sie sind Katastrophensituationen noch schwieriger als für Menschen ohne Behinderungen. Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, kann ohne nicht flüchten. Wer blind ist, kann sich in fremder Umgebung nicht mehr sicher alleine bewegen. Wer gehörlos ist, kann lebensrettende Hinweise bei Durchsagen oder Mund-zu-Mund-Propaganda auf der Flucht nicht hören.

Diesen Menschen mit Behinderungen in armen Regionen wollen wir helfen. Mit ihnen zusammen wollen wir Katastrophenvorsorge treffen und Katastrophenpläne entwickeln. Ihnen wollen wir in der Katastrophe überlebenswichtige Hilfsmittel bereitstellen. Damit sich ihre Überlebenschancen verbessern!

So hilft die CBM

Mit unseren lokalen Partnern leiten wir Sofortmaßnahmen ein, um Menschen in Katastrophensituationen wie Flucht oder Vertreibung schnellstmöglich mit lebenswichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass vor allem Menschen mit Behinderungen und andere besonders verletzliche Personengruppen durch alle Hilfsmaßnahmen erreicht werden.

  • Schale mit zwei Weizenähren

    Lebensmittel, Hygieneartikel für den täglichen Bedarf, Notunterkünfte für Menschen mit Behinderungen und ihre Familien

  • Arztkoffer

    Mit medizinischer und/oder augenärztlicher Hilfe sorgen wir für verletzte oder kranke Menschen mit und ohne Behinderungen.

  • Rollstuhlnutzer

    An Menschen mit Behinderungen verteilen wir Hilfsmittel wie Krücken, Rollstühle, Brillen und sorgen für Rehamaßnahmen.

  • Eine Figur schreibt etwas auf.

    Lehrer werden in inklusivem Unterricht trainiert, damit geflüchtete Kinder mit Behinderungen so gute Bildung bekommen wie alle.

Zum Download

  • Ein Mädchen sitzt vor einer Hütte auf dem Lehmboden

    Themenpaket "Flucht"

    pdf432.4KB, nicht barrierefrei

    Weltweit sind knapp 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht (Stand 2019). Von ihnen haben statistisch gesehen rund zwölf Millionen eine Behinderung. Hier finden Sie Hintergrundinformationen zu Flucht und der Arbeit der CBM im Kontext von Flucht und Migration.

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