Mehre Menschen in Rettungswesten laufen aus dem Wasser über eine Rampe in ein Boot. © CBM

Flut, Überschwemmung und ihre Folgen

Katastrophen durch Fluten und Überschwemmungen treten überall auf der Welt auf – und das immer häufiger. Der Klimawandel könnte ein Grund dafür sein. Doch viele Länder sind schon seit Langem aufgrund ihrer geografischen Lage besonders betroffen. Was sind die Folgen der Flutkatastrophen, vor allem für Menschen mit Behinderungen?

Ursachen und Folgen von Überschwemmungen

Die Überschwemmungen in Bangladesch gehören zu den schlimmsten Naturkatastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts. "Wie Sie wissen, hatten sintflutartige Regenfälle zwei Drittel des Landes unter Wasser gesetzt", schreibt 1975 ein CBM-Mitarbeiter an Spenderinnen und -Spender. Er ruft dazu auf, den Flutopfern zu helfen. 84 Millionen Menschen sind von der Katastrophe betroffen.

Seit den 70er Jahren hilft die CBM Menschen, die von Flutkatastrophen betroffen sind. Dabei leistet sie jeweils möglichst umfassende Nothilfe – wie schon 1974 in Bangladesch: Lokale Partner verteilten Lebensmittel, Medikamente, Saatgut und Hausrat. Sie halfen aber auch mit dem Bau von Dämmen und Brunnen und der Finanzierung von "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen". Zuletzt unterstützte die CBM Flutopfer der folgenschweren Überschwemmung in Pakistan im Herbst 2022.

Überschwemmung: Drei Frauen und ein Mann waten durch kniehohes Wasser der Flut durch einen Monsunregen. © CBM
Kerala in Indien erlebte 2018 den schlimmsten Monsun seit über 90 Jahren: fast der ganze Bundesstaat war schwer von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen. Die CBM und ihre Partner halfen in Camps mit medizinischer Versorgung.

Die Ursachen

In Bangladesch, Pakistan, Indien gibt es immer wieder verheerenden Überflutungen. Auch afrikanische Länder sind inzwischen häufiger betroffen. Die Lage der Länder spielt dabei eine große Rolle: In Monsungebieten (z.B. Südostasien, Süd- und Westafrika), in denen der Wind die Jahreszeit bestimmt und zu Trocken- und Regenzeiten führt, kommt es nach heftigen Regenfällen zu immer wiederkehrenden Überschwemmungen wie in Bangladesch oder in Indien.

Auch in anderen Regionen der Welt kommt es vermehrt zu sintflutartigen Regenfällen. Vermutlich eine Folge des Klimawandels und der Erderwärmung, denn warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen, was mehr Wasserdampfgehalt in der Luft und in der Folge heftigere Regenfälle bewirkt. Diese Starkregenereignisse führen dazu, dass Bäche und Flüsse über die Ufer treten oder das Wasser bei ausgetrockneten Böden nach Hitzeperioden nicht abfließen kann.

In Europa haben die Starkregenereignisse in den vergangenen Jahrzehnten nachweislich zugenommen und immer wieder zu katastrophalem Hochwasser geführt. Auch tropische Wirbelstürme führen durch Starkregen oder Flutwellen zu Flutkatastrophen. Der Anstieg des Meeresspiegels ist ebenso eine Ursache für Überflutungsereignisse in Küstenregionen. Eine weitere Ursache für Hochwasserkatastrophen können Tsunamis sein. Sie werden vor allem ausgelöst durch Erdbeben unter dem Meer, die zu riesigen Flutwellen auch noch an weit entfernten Küsten führen. Einer der schlimmsten Tsunamis der Geschichte, entstanden durch ein Erdbeben im Indischen Ozean vor der Insel Sumatra, forderte 2004 mehr als 200.000 Todesopfer.

Die Folgen

Viele Menschen verlieren bei Überschwemmungen durch Ertrinken ihr Leben, aber auch durch Erdrutsche und Schlammlawinen. Hungerkatastrophen (durch die Zerstörung der Ernten) und die Gefahr von Seuchen (z. B. Cholera) sind weitere unmittelbare Auswirkungen. Langfristig können weitere Folgen eintreten wie die Versalzung der Böden oder die Erosion der Küstenlinien. Bauern verlassen ihre Regionen, weil sie die Felder nicht mehr bebauen können. Menschen ziehen vom Land in die Stadt, weil sie in den überschwemmungsgefährdeten Gegenden keine Lebensgrundlage mehr haben.

Auswirkungen von Überschwemmungen in armen Ländern

Menschen in armen Regionen, die eine Überschwemmungskatastrophe zwar überlebt, aber alles verloren haben, stehen vor dem Nichts. Oft gibt es kaum Hilfsangebote: weder adäquate medizinische Versorgung noch staatliche Unterstützung für einen Neuanfang. Und Menschen mit Behinderungen haben es oft noch schwerer, wieder eine Wohnung zu finden und eine Arbeits- oder Einkommensmöglichkeit.

Große Überschwemmungen der letzten Jahre

  • 2022 Pakistan: Monsunregen verursacht starke Überschwemmungen, innerhalb von vier Monaten sterben mehr als tausend Menschen.

  • 2021/22 Südsudan: Acht von zehn Bundesstaaten sind von Überschwemmungen betroffen und damit hunderttausende Menschen.

  • 2020 Afrika: Wegen außergewöhnlich starker Regenfälle sterben Dutzende Menschen, Tausende fliehen. In Nigeria wird ein Viertel der Reisernte zerstört.

  • 2018 Bangladesch: Allein 200.000 Menschen in Flüchtlingscamps in Cox's Bazar sind von sintflutartigem Regen betroffen und durch Erdrutsche gefährdet.

Auswirkungen von Überschwemmungen in armen Ländern

Menschen in armen Regionen, die eine Überschwemmungskatastrophe zwar überlebt, aber in den Wassermassen alles verloren haben, stehen vor dem Nichts. Oft gibt es keinerlei staatliche Untstützung für einen Neuanfang, keine adäquate medizinische Versorgung, kaum Hilfsangebote. Und Menschen mit Behinderungen haben es oft noch schwerer, wieder einen Wohnort zu finden und eine Arbeits- oder Einkommensmöglichkeit.

Akute und langfristige Hilfe bei Fluten und Überschwemmungen

Ein kleines, erhöht liegendes Haus mit Wellblechdach und Rampe. Es bleibt auch bei Flut und Überschwemmung trocken und versinkt nicht in Wassermassen. © CBM/CDD
Diese Toilettenanlage ist barrierefrei. Sie liegt erhöht und kann auch bei Überschwemmungen noch genutzt werden.

Die CBM und ihre lokalen Partner unternehmen deshalb alles, um bei Hochwasserkatastrophen in ihren Projektländern Hilfe zu leisten. Erfahrene CBM-Partner nutzen vorhandene Strukturen und Personal für Hilfseinsätze, um besonders bedürftige Menschen mit Behinderungen aufzufinden und zu unterstützen.

Wenn notwendig, sucht die CBM nach neuen Partnern vor Ort, um Hilfsprogramme schnell umsetzen zu können.

Neben kurzfristiger Hilfe mit Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung helfen wir auch mit Training in Katastrophenvorsorge und langfristiger Katastrophenhilfe – wie dem Wiederaufbau von Häusern und mit Schulungen für die Existenzsicherung. Oder mit einem Rettungsboot wie im Distrikt Gaibandha in Norden von Bangladesch, mit dem Menschen mit und ohne Behinderungen samt Hausrat gerettet werden können.

Das Ziel ist es, betroffenen Menschen mit Behinderungen in den Alltag zurückzuhelfen und ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Menschen mit Behinderungen im Fokus bei Hilfe nach Flut und Überschwemmung

Alle Opfer von Flut bzw. Überschwemmung brauchen Hilfe und müssen unterstützt werden. Wir nehmen jedoch bei unserer Hilfe die verletzlichsten Menschen in den Fokus: Menschen mit Behinderungen! Für sie sind Katastrophensituationen noch schwieriger als für Menschen ohne Behinderungen. Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, kann nicht flüchten, wenn alle Wege unter Wasser sind. Wer blind ist, kann sich nicht mehr alleine retten, wenn die Orientierungspunkte geflutet oder weggeschwemmt sind. Wer gehörlos ist, kann Durchsagen mit lebensrettenden Hinweisen nicht hören.

Diesen Menschen mit Behinderungen in armen Regionen wollen wir helfen. Mit ihnen zusammen wollen wir Katastrophenvorsorge treffen und Katastrophenpläne entwickeln. Ihnen wollen wir in der Katastrophe überlebenswichtige Hilfsmittel bereitstellen. Damit sich ihre Überlebenschancen verbessern!

So hilft die CBM

Mit unseren lokalen Partnern leiten wir Sofortmaßnahmen ein, um Menschen bei Flut- und Überschwemmungskatastrophen schnellstmöglich mit überlebenswichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass vor allem Menschen mit Behinderungen und andere besonders verletzliche Personengruppen durch alle Rettungs- und Hilfsmaßnahmen erreicht werden. Deshalb helfen wir z.B. so:

  • Schale mit zwei Weizenähren

    Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Produkte für den täglichen Bedarf von Menschen mit Behinderungen und ihre Familien.

  • Arztkoffer

    Mit medizinischer und/oder augenärztlicher Hilfe sorgen wir für verletzte Menschen mit und ohne Behinderungen.

  • Rollstuhlnutzer

    An Menschen mit Behinderungen verteilen wir Hilfsmittel wie Krücken, Rollstühle, Brillen und andere.

  • Zwei Euromünzen

    Menschen mit Behinderungen erhalten Geld, mit dem sie schnell vor Ort kaufen können, was sie dringend benötigen.

Moriom: So geht inklusive Flut-Nothilfe!

Bei einer Flutkatastrophe im Jahr 2016 in Bangladesch erklärt die gehbehinderte 17-jährige Moriom, was "inklusive Nothilfe" bedeutet. Menschen mit und ohne Behinderungen kümmern sich darum, dass alle Menschen Hilfe bekommen, die nach der Überschwemmung dringend darauf angewiesen sind.

Eine junge Frau mit Krücke im bunten Sari steht in einer Menschenmenge und weist ihnen die Richtung mit der Hand. Die Menschen haben sich vor den Wassermassen gerettet, die ihre Häuser und Dörfer überschwemmt haben.