© Leon Pugac

Smarte Ampeln

Schüler aus Bargteheide gewinnt Jugend-forscht-Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission

Bensheim/Bargteheide, 23. Oktober 2023. Ampeln faszinieren André Reinhart (13). Im Modell entwickelt er eine digital gesteuerte, modulare Ampelkreuzung. Die lässt sich besonderen Gegebenheiten oder Bedürfnissen anpassen. So kann die Ampelanlage Piep-Geräusche erzeugen, um blinden Menschen Orientierung zu geben. Dafür erhält der Schüler des Kopernikus-Gymnasiums in Ammersbek den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“. Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Schleswig-Holstein der Stiftung „Jugend forscht“ in der Alterskategorie "Schüler experimentieren" verliehen.

Eine Ampelschaltung zählt zu den grundlegenden Übungsaufgaben, um Aufbau und Programmierung von Steuerungssystemen zu erlernen. Mit der Erstellung eines Ampelmoduls stieg auch André vor zwei Jahren in die Informationstechnik ein. Das Modul von damals besteht aus zwei Steckplatinen mit drei Ampeln aus winzigen Leucht-Dioden in Rot, Gelb und Grün. Der Jungforscher baut dieses Element dann so um, dass es an allen vier Ecken seiner Modellkreuzung zum Einsatz kommen kann.

Kleines Modell, große Fragen

Inzwischen besteht Andrés Modellkreuzung aus zwölf Mini-Leuchtsignalanlagen mit Schaltern und Piepern, vier für Autos, acht für Fußgänger. Ein wichtiger Punkt für den Schüler ist die Einheitlichkeit: Jede Ampel hat den gleichen Abstand zur Straße. Seine Idee ist, dass sich Menschen mit Sehproblemen dank dieses Aufbaus leichter zurechtfinden und eine Ampel überqueren können.

Die Pieper dienen blinden und sehbehinderten Menschen ebenfalls zur Orientierung. Unter dem Holzbrett im Straßendesign läuft eine komplexe Verkabelung im Mikro-Controller zusammen. Das fertige Modell mit funktionierender Schaltung ist für ihn nur der Anfang. André stellt weiterführende Fragen, die das Projekt potenziell vom Mini-Modell auf ein ganz anderes Niveau heben. Etwa: Wäre es machbar, dass Einsatzfahrzeuge innerhalb von Sekunden über eine Ampelkreuzung kommen? Oder: Ist eine Verkehrsregulierung möglich, die den Verkehrsfluss optimieren und somit Tonnen an CO2 einsparen kann? Kann man blinde Menschen durch unterschiedliche Vernetzungen und vereinfachte Aufbauten schneller und sicherer durch den Straßenverkehr leiten? Fragen wie diese stellt der Schüler nicht allein und entsprechende Modellprojekte gibt es bereits in Deutschland. Insbesondere sein geplanter Austausch mit sehbehinderten Personen könnte jedoch dazu beitragen, die eigenständige Mobilität von vielen zu erleichtern.

"Der Aufbau eines solch komplexen technischen Systems ist, für einen so jungen Menschen eine beachtliche Leistung", lobt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus. "Dass André sein technisches Interesse in den Dienst von Menschen mit Behinderung stellt, freut uns besonders. Bei der Arbeit in CBM-Projekten in den ärmsten Ländern der Welt setzen wir verstärkt auf eigenständige Mobilität. Denn nur so können Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt leben."

Landessieger haben Chance auf CBM-Bundespreis

Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei Jugend forscht eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern legt die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade ihnen den Alltag erleichtern können. Denn von den eine Milliarde Menschen mit Behinderungen leben 80 Prozent in den ärmsten Regionen der Welt. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den von der CBM ausgeschriebenen Bundessonderpreis zu erhalten. Dieser ist mit 300 Euro dotiert.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern.