Umgeben von bunten Stoffen sitzt eine Frau an ihrer Nähmaschine . © CBM/Happuc

Den Teufelskreis durchbrechen

Welttag der Beseitigung von Armut: Die CBM schafft Perspektiven für Menschen mit Behinderungen

Bensheim, 12. Oktober 2023. Zum Welttag der Beseitigung von Armut (17. Oktober) macht die Christoffel-Blindenmission (CBM) auf den Zusammenhang von Armut und Behinderung aufmerksam. Weltweit haben mehr als eine Milliarde Menschen eine Behinderung. Etwa 80 Prozent von ihnen leben in den ärmsten Regionen der Welt. Dort sind Menschen mit Behinderungen besonders armutsgefährdet. Häufig werden sie ausgegrenzt und erhalten weder medizinische Versorgung noch eine Schulausbildung. Die CBM sorgt dafür, dass diese Menschen gezielt gefördert werden.

Stolz sitzt Edwige Nyakpo aus Togo an ihrer Nähmaschine, umgeben von bunten Stoffen. Die 47-Jährige hat vor einigen Jahren eine Schneiderei in Togos Hauptstadt Lomé eröffnet. Bis dahin hätte sich die alleinerziehende Mutter das kaum träumen lassen. Denn Edwige hat eine Behinderung. Als Kind erkrankte sie an Polio, seither ist sie gehbehindert und auf Krücken angewiesen. Menschen mit Behinderungen haben es schwer in einem Land wie Togo: Denn oft werden sie ausgegrenzt. Frauen sind dabei noch viel häufiger betroffen als Männer. Und weil ihnen oft auch eine Schul- und Berufsbildung verwehrt bleibt, haben sie kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sind arme Menschen stark davon bedroht, eine Behinderung davonzutragen – weil sie häufig sozial nicht abgesichert sind, weil sie unter Mangelernährung leiden oder medizinisch schlecht versorgt sind. Ein Teufelskreis.

Ein ganz neues Selbstwertgefühl

Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und einem eigenen Geschäft schien auch der Schneiderin Edwige lange unerreichbar. Denn Frauen mit einer Behinderung bekommen in Togo häufig keinen Kredit und haben deshalb keine Grundlage für eine Selbstständigkeit. Deshalb fördern die CBM und ihr lokaler Partner vor Ort Einkommensmöglichkeiten für Frauen wie Edwige – zum Beispiel durch Spargruppen. Hier können die Mitglieder Geld einzahlen, das ihnen in Sparbüchern gutgeschrieben wird. Damit können sie kleine Kredite aufnehmen, um eine Geschäftsidee umzusetzen. Im Rahmen dieses Projekts erhielt Edwige nicht nur einen Kleinkredit, sondern auch Schulungen, die ihr ein ganz neues Selbstwertgefühl vermittelten. "Mir ist klargeworden, dass ich wie jeder andere Mensch das Recht auf Bildung, Gesundheit und Beschäftigung habe", erzählt Edwige. Außerdem lernte sie, worauf es ankommt, wenn man sich selbstständig machen möchte. Inzwischen ist Edwige dank ihres eigenen Geschäfts wirtschaftlich unabhängig und kann ihrem Sohn eine Schulausbildung finanzieren.

Ein Vorbild für andere

Edwige hat aber noch mehr Pläne: In Zukunft will sie ihr Wissen auch an andere weitergeben. Sie möchte jungen Frauen mit Behinderungen eine Ausbildung als Schneiderin ermöglichen. Edwige ist schon heute für viele ein Vorbild. Immer wieder wird sie von anderen Frauen mit Behinderungen um Rat gefragt, die selbst unabhängig werden wollen. Edwige will dafür sorgen, dass möglichst viele Frauen lernen, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen. So wie sie selbst. Denn nur so lässt sich ihre Stellung in der Gesellschaft stärken – und nur so lässt sich der Teufelskreis von Armut und Behinderung durchbrechen.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern.