Ein Mädchen sitz an einem Tisch und hält ein Tablet. Ein zweites Mädchen steht hinter ihr und hält zwei Hölzchen neben dem Kopf des sitzenden Mädchens. © Sascha Ditscher/evm

Buckel-Alarm

Schülerinnen aus Koblenz gewinnen Jugend-forscht-Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission

Bensheim/Koblenz, 19. Oktober 2023. Schadet die Nutzung von Tablets im Unterricht der Körperhaltung? Weil ihre Klasse neuerdings mit den digitalen Geräten lernt, erforschen Franziska Dichter (13) und Nora Faltis (13), wie sich das körperlich auswirkt. Ihre Idee: Ein Alarm soll verhindern, dass die Kinder einen Buckel entwickeln und dauerhafte Fehlhaltungen davontragen. Dazu erheben die Jungforscherinnen in einem ersten Schritt fotografisch und in Fragebögen Daten an ihrer Schule. Die Schülerinnen des Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz erhalten dafür den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) "Innovationen für Menschen mit Behinderungen". Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Rheinland-Pfalz der Stiftung "Jugend forscht“ in der Alterskategorie "Schüler experimentieren" verliehen.

53 Kinder und Jugendliche durchlaufen die "Taktstraße". Zuerst werden Körpermaße und -gewicht erfasst. Die Teilnehmenden füllen Fragebögen aus und werden bei der Tablet-Nutzung fotografiert. Frontal und seitlich nehmen Spezialkameras je drei Bilder der Schülerinnen und Schüler auf. Mit Blick gerade aus beim freien Umgang mit dem Gerät sowie bei einer schriftlichen Aufgabe daran. Im Fragebogen geht es um persönliche Angaben wie Alter und Geschlecht, digitale Nutzungsgewohnheiten, Kopf- und Nackenschmerzen sowie sportliche Aktivitäten.

Medizintechnik und IT an Schule

Franziska und Nora kooperieren mit Forschenden am Institut für Medizintechnik und Informationsverarbeitung, MIT Mittelrhein. So können sie Kameras und Computerprogramme zur digitalen Verarbeitung und Auswertung nutzen.

Je drei Bildreihen pro teilnehmender Klassenstufe bearbeiten sie digital und drucken sie aus. Markieren die äußersten Punkte an Schultern, Nacken, Ohren, Augen, Nase, Kinn. Sie ziehen Geraden, messen Winkel. So können sie potenziell schädliche Abweichungen von einer geraden Körperhaltung auf den Fotos erfassen. Bis zu einer Anwendung, die Personen an digitalen Geräten an eine bessere Körperhaltung erinnert, ist es für die Dreizehnjährigen noch ein weiter Weg. Bei flächendeckendem, mehrstündigem, täglichem Gebrauch der digitalen Helfer körperliche Schäden zu vermeiden, ist aber ein wichtiges Ziel. Mit den erarbeiteten Datensätzen haben Nora und Franziska eine Grundlage für dafür geschaffen. "Langfristige Fehlhaltungen können chronisch werden und die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Die Auswirkungen der Digitalisierung müssen deshalb weiterhin erforscht werden, damit dauerhafte Schäden vermieden werden. Franziska und Nora leisten mit ihrer Forschungsarbeit einen wichtigen Beitrag", lobt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus. "Viele chronische Krankheiten und Behinderungen sind vermeidbar oder behandelbar", so Brockhaus. "Da sie verstärkt in den ärmeren Ländern vorkommen, setzen wir als CBM bei unseren Projekten weltweit auf Prävention durch medizinische Aufklärung und Vorsorge."

Landessieger haben Chance auf CBM-Bundespreis

Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei Jugend forscht eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern legt die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade ihnen den Alltag erleichtern können. Denn von den eine Milliarde Menschen mit Behinderungen leben 80 Prozent in den ärmsten Regionen der Welt. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den von der CBM ausgeschriebenen Bundessonderpreis zu erhalten. Dieser ist mit 300 Euro dotiert.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern.