Jan-Thilo Klimisch befragte Hermann Gröhe zu ...
… den Motiven seines christlichen und politischen Engagements:
"Dass für mich selbst der christliche Glaube prägend in meinem Leben geworden ist, mir Orientierung, Halt, Gottvertrauen gibt, das hängt sehr mit meiner elterlichen Prägung zusammen. Zum Abendessen gehörte in meinem Elternhaus aber nicht nur das Tischgebet, sondern auch gemeinsames Nachrichtensehen im Fernsehen. Die Frage ‚Was hat unser Glaube zu tun mit unserem politischen Engagement?‘ ist für mich seit meiner Jugend zu einer Lebens-Melodie geworden: Es geht mir darum, nicht immer nur zu fragen ‚Was bedeutet für Dein Leben Glauben an Gott, Vertrauen auf Jesus Christus, die Gebote der Bibel?‘ Sondern vielmehr auch die Frage: ‚Was ist damit auch für ein Auftrag verbunden, diese Welt mitzugestalten?‘. Wir können nicht von der Menschenfreundlichkeit Gottes reden, wenn wir nicht selbst an einer menschlichen Welt bauen.“
… seinem Verständnis von Ökumene:
"Ökumene meint zweierlei: Miteinander von Christen unterschiedlicher Konfessionen, aber Ökumene meint eben auch den Erdkreis. Ich bin durch zwei super erfolgreiche ökumenische Projekte geprägt. Das eine ist die Ehe mit einer katholischen Frau, die hält immerhin schon 30 Jahre, und das zweite ist die CDU. Alle, denen es heute darum geht, christlichen Werten in der Politik Geltung zu verschaffen, sage ich, kein Mensch versteht, wenn wir das nach konfessionellen Grenzen getrennt tun."
… dem Leitwort des Ökumenischen Kirchentages 2021 "Schaut hin" aus dem Markus-Evangelium (Mk 6,38):
"Hinsehen ist hier ja sicher ganz umfassend gemeint im Sinne von Wahrnehmen. Und da ist das Sehen ganz wichtig – das empathische Wahrnehmen auf Augenhöhe. Ich verstehe das als Aufforderung, genau hinzusehen, die Welt vielleicht mal mit den Augen eines anderen zu betrachten, also mich darin hineinzuversetzen. Wie erlebt ein Mensch am Rande der Gesellschaft diese Gesellschaft? Wir müssen lernen, verschiedene Wahrnehmungen zusammenzuführen."