Alles aus?
Wenn ein biblisches Buch den Titel "Klagelieder" trägt, ist das schon vielsagend! Es stammt nämlich aus einer Zeit, in der es tatsächlich viel zu klagen gab.
Jerusalem lag ab circa 587 vor Christus in Trümmern. Die Babylonier unter Nebukadnezar hatten die Stadt "plattgemacht". Sogar der Tempel, für die Israeliten der Inbegriff der schützenden Gegenwart Gottes, wurde zerstört. Viele Menschen kamen in Kriegsgefangenschaft und wurden nach Babylonien deportiert.
Ich stelle mir die Situation vor wie in vielen zerbombten Städten am Ende des zweiten Weltkriegs 1945 oder wie aktuell in den durch Krieg zerstörten Gebieten in der Ukraine. Das sind Situationen, in denen für uns Menschen alles aus ist und wir beim besten Willen nicht wissen, wie es weitergehen kann.
Alles aus auch bei mir?
Doch auch in unserem Alltag kann es Situationen geben, in denen es uns so geht: alles aus. Da stirbt ein lieber Mensch viel zu früh, ein anderer verliert seinen Arbeitsplatz. Dem einen unterbreitet der Arzt eine niederschmetternde Diagnose und die Kinder der anderen gehen betrübliche Wege. In diesen Lagen wissen wir oft nicht mehr, wie es weitergeht.
Aufruf zum Vertrauen
Doch gerade in eine solche Lage hinein ruft der Prophet Jeremia eine Möglichkeit aus, die fast unwirklich scheint. Trotz all des Schreckens, den er als Zeitzeuge erlebt, redet er von der Güte des Herrn, von Gottes Barmherzigkeit, die immer wieder neu ist, und von Gottes Treue.
Jeremia reiht sich damit nahtlos ein in einen Grundton der Bibel, nämlich die Botschaft "Fürchte dich nicht!", die eine Einladung zum Vertrauen in Gottes Liebe und Fürsorge ist. Dass diese Worte in den Klageliedern stehen, zeigt, dass sie keine "Schönwetter-Einladung" sind. Wir sehen, diese Einladung bewährt sich gerade dann, wenn alles aus zu sein scheint und wenn kein Ausweg sichtbar ist. Dann kann durch Gottes Zuspruch neue Hoffnung entstehen.
Vertrauen üben
Jede Lebenssituation, auch wenn sie uns absolut nicht gefällt, können wir als eine Einladung Gottes annehmen, neu zu ihm Vertrauen zu fassen. Wir können uns im Gebet vertrauensvoll an ihn wenden und mit seiner Hilfe rechnen. So kann man Vertrauen üben, um für schlechte Zeiten gewappnet zu sein.
Sogar wenn wir, wie in den Klageliedern beschrieben, manche Katastrophen unseres Lebens mit verursacht haben sollten, sind wir bei Jesus an der allerbesten Adresse. Denn seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und seine Treue ist groß.