Scream

Die Geschichte von Sara aus Deutschland

Achtung, Triggerwarnung: Die folgende Geschichte thematisiert Gewalthandlungen gegen eine Frau.

AUDIO Scream: Die Geschichte von Sara aus Deutschland

Eine Frau steht frontal hinter einer Glasscheibe voller Wassertropfen. Sie hält sich mit beiden Händen den Kopf und schreit mit weit geöffnetem Mund. © Sream – Sara – Deutschland – Silent Tears Projekt
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Als ich zur Schule gehen musste, sprach er davon, mich zu töten, weil er Angst hatte, dass ich jemandem etwas erzählen würde.

Sara, Deutschland 2017

Meine Eltern vermieteten mich an andere Menschen, die mich missbrauchten. Meine Mutter beendete dies erst, als ich anfing zu reden. Weil ich zu klein war, wusste ich nicht, was ich anderen sagen durfte und was mir zustieß.

Mein Vater wurde sehr wütend. Er sagte, ich würde sie mehr kosten, als sie an mir verdienten, und so müsse er mich umbringen, weil es keine unproduktiven Menschen geben sollte. Als ich zur Schule ging, sprach er davon, mich zu töten, weil er Angst hatte, dass ich jemandem etwas erzählen würde.

Wir waren eine wohlhabende Familie, wohlhabender als alle unsere Verwandten. Ich glaube, mein Vater war das, was man heute einen Lover Boy nennt, eine besondere Art Zuhälter. Er sagt jungen Mädchen, dass er sie liebt und dass er Schulden hat und sie als Sexarbeiterinnen tätig werden müssen, um seine Schulden zu bezahlen. Und er hat oft zwei oder drei von diesen Mädchen und sie glauben, dass er sie liebt. Ich glaube, auch meine Mutter prostituierte sich.

Mein Vater dachte, er könne 80.000 oder 100.000 DM für meine Jungfräulichkeit bekommen. Ich habe alles daran gesetzt, meine Jungfräulichkeit ohne Geld zu verlieren, und darüber wurde er sehr wütend. Ich weiß wirklich nicht, wie ich nicht zu einer Sexarbeiterin für ihn geworden bin. Aber ich war widerspenstig und ich habe einen starken Charakter.

Gerahmtes Foto eines Mädchens in einem Bücherregal, daneben eine kleine Frauenfigur, ein Pass des deutschen Judo-Bunds sowie eine Schraube. © Silent Tears Projekt

Ich weiß, dass sie auch Fotos gemacht haben. Es hat mich Jahre gekostet, all diese Puzzleteile zusammenzusetzen und zu verstehen. Ich hatte viele Therapeuten und sie sagen, dass sie mich verstehen, aber das tun sie nicht.

Meine körperliche Behinderung wirkt sich jetzt stärker aus, weil es mich zusätzlich stresst, dass ich das Gefühl habe, beweisen zu müssen, dass der Missbrauch stattgefunden hat.”

Sara Code, Deutschland 2017