Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2025

Gerechtigkeit trotz kleiner Kraft – von CBM-Mitarbeiterin Ulrike Stahlberg

Gott spricht: Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.
Mal. 3,20 (Die Bibel, Altes Testament, Das Buch des Propheten Maleachi, Kapitel 3, Vers 20)*

Beim Lesen des Monatsspruchs schoss mir sofort das bekannte, wunderbare Kirchenlied "Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf in unsrer Zeit!" (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 263) in den Kopf, dessen erste und sechste Strophe Christian David dichtete. Der 1692 geborene Böhme war zuerst Schafhirte und kam später bis nach Pennsylvania in den USA.

Hunger nach Gerechtigkeit

Vor fast dreihundert Jahren hat sich der Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine vom alttestamentlichen Buch des Propheten Maleachi inspirieren lassen. Auf seinem bewegten Lebensweg hat Christian David viel erlebt, auch Krieg und Krankheit, und kam herum – über Berlin, Stralsund und Görlitz schließlich nach Herrnhut und von dort nach Holland, Grönland und Pennsylvania. So wusste er wahrlich nicht nur aus eigener Erfahrung, dass die Menschen nach der "Sonne der Gerechtigkeit", nach Heil(ung) und Geborgenheit ("Heil unter ihren Flügeln") hungern.  

Gottes hoffnungsvolle Verheißung 

Der Maleachi-Bibelvers und Davids Liedstrophen sind heute nicht weniger ansprechend als zu ihren Entstehungszeiten, denn die Welt ist nach wie vor voller Ungerechtigkeit und Bedrohungen: Die Menschen, die das schmerzlich erfahren, sehnen sich nach mehr Gerechtigkeit und nach Schutz – und die hat Gott doch denen verheißen, die ihn fürchten! Haben wir nicht genug Ehrfurcht vor ihm? Ist die Verheißung etwa nur eine Vertröstung auf das Himmlische Reich, die in unserem irdischen Leben noch gar nicht greift?

Gottes Versprechen gilt im Hier und Jetzt

Christian David drückt in der sechsten Liedstrophe von "Sonne der Gerechtigkeit" aus, dass er daran glaubt, dass schon im Hier und Jetzt etwas von Gottes Gerechtigkeit und seiner Herrschaft aufscheinen kann. Denn er wagt es, Gott zu bitten: "Lass uns deine Herrlichkeit … sehn in dieser Zeit!" Und ich glaube, David ist genau auf dem richtigen Weg, wenn er dabei die aktive Rolle der Menschen nicht vergisst. Gott hat uns ja mit seinem Versprechen nicht aufgefordert, passiv abzuwarten, bis endlich bessere, gerechtere, friedlichere Zeiten eintreten! Christian David dichtet: "Lass uns mit unserer kleinen Kraft üben gute Ritterschaft. Erbarm’ dich, Herr!"

Gerechtigkeit einüben!

Selbst wenn wir das Gefühl haben, nur wenig Kräfte zu besitzen, können wir doch selbst schon einmal "im Klein-Klein" unseres Alltags Gerechtigkeit üben und dort helfen, wo andere Menschen schützende Flügel benötigen! Gott hat uns sein Doppelgebot der Liebe gegeben (Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!), das dabei helfen kann, dass es im Zusammenleben gerechter zugeht. Lassen Sie uns danach leben! Dann können wir unseren Teil, vielleicht auch nur mit "kleiner Kraft" dazu beitragen, dass das versprochene Gottesreich schon jetzt seine Gerechtigkeitsstrahlen in die Welt scheinen lässt. Jetzt an Weihnachten erinnern wir uns daran und feiern, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist. Jesus können wir zum Vorbild nehmen in Sachen Gerechtigkeit! Er will, dass alle Menschen bekommen, was sie brauchen.

*Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart; Quelle für den Monatsspruch: "Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB)", Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin

Zur Autorin

Ulrike Stahlberg

Ulrike Stahlberg arbeitet als Online-Redakteurin bei der Christoffel-Blindenmission (CBM). Sie findet, dass der Monatsspruch auch gut zur Arbeit der CBM passt, denn:

"Treue CBM-Freundinnen und -Freunde helfen mit ihren Spenden, dass Menschen mit Behinderungen zu ihrem Recht kommen, dank Förderung eine bessere Lebensqualität haben – und sich wiederum selbst für mehr Gerechtigkeit engagieren.

Nicht selten haben die Spenderinnen und Spender Schweres in ihrem Leben erfahren. Und aus Dankbarkeit, auch Gutes erlebt zu haben, helfen sie anderen – und sorgen so für mehr Gerechtigkeit in der Welt. Das ist toll!"