Ein Mädchen wird von einem kleinen Jungen umarmt. © CBM/Hayduk

Gedanken zur Jahreslosung 2024

Immer geht es um Liebe – von CBM-Aufsichtsratsmitglied Volker Thiedemann

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

1. Kor. 16,14 (Die Bibel, Neues Testament, erster Brief an die Korinther, Kapitel 16, Vers 14)

Wie langweilig, könnte man meinen – für Christen wirklich nichts Neues.

Richtig! Weil dieser Satz einer der beiden Schlüsselsätze des christlichen Glaubens ist, die erklären, was ein Christ ist oder woran er sich in seinem Leben orientieren sollte. Aber vielleicht kann man ihn gar nicht oft genug wiederholen: 

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.

So lautet das sogenannte Doppelgebot der Liebe, hier nach der Bibelübersetzung "Hoffnung für Alle".

Jahreslosungen sind wie Leuchtfeuer. Immer wieder sollen sie aufblitzen und zeigen, wo’s lang geht. Sie erinnern, ermahnen, spornen an und regen zum kritischen Nachdenken über das an, was einem lieb und teuer ist. Das gilt für einen persönlich, für eine Gemeinde und auch für die CBM, die sich als christliche Organisation versteht.

Die Worte der Jahreslosung 2024 stellt der Apostel Paulus an das Ende eines langen Briefes an die völlig zerstrittene junge Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth. Er versucht zu erklären, zu ermahnen und Orientierung für die Zukunft zu geben. Was ist das Wichtigste im Leben einer christlichen Gemeinde und im persönlichen Leben von Christen? Liebe!

Ein Mann, eine Frau und einige Jugendliche betasten ein Flugzeugmodell und das Modell  eines Gebäudes © CBM/Archiv
Ernst Jakob Christoffel (3. v. l.) und seine Kollegin Lotte Müller (2. v. r.) beim Unterrichten blinder Schüler in Isfahan: Die Jungen betasten Modelle eines Autos, eines Flugzeugs und einer Moschee.

Ohne Liebe geht es nicht

Liebe ist eine Lebenshaltung. Sie muss eingeübt und trainiert werden. Sie zeigt sich im Verhalten anderen Menschen gegenüber. Sie ist Gradmesser des Glaubens. Wenn Wort und Tat nicht auseinanderklaffen, sondern zusammenwirken, dann entwickelt der christliche Glaube seine größte Wirksamkeit und Anziehungskraft. Hier ist das Potenzial, die Welt zum Guten zu verändern, das Leben der Menschen zu verbessern! "Die Tat der Liebe ist die Predigt, die jeder versteht": So formulierte einst Pastor Ernst Jakob Christoffel, der Gründer der CBM.

Unsere Welt braucht Menschen, die diese Sprache sprechen. Je mehr Hass, Gewalt und Lüge um sich greifen, desto deutlicher, klarer und lauter soll von Liebe, Sanftmut und Wahrheit die Rede sein und von Frieden, Recht und Gerechtigkeit. In Wort und Tat. Diese Sprache ist ein lebenslanges Übungsfeld. Nicht in dem Sinne, selbst immer perfekter in der Nächstenliebe zu werden. Vielmehr in dem Bemühen, Gottes Liebe in sich wirken zu lassen, damit sie in uns und durch uns zur Wirkung kommt, damit sie in unseren Worten und in unserem Handeln sichtbar wird und anderen guttut.

Zum Autor

Porträt eines älteren Mannes © Volker Thiedemann
Volker Thiedemann

Volker Thiedemann (67) ist ehrenamtlich Mitglied im Aufsichtsrat der CBM und leitet dort den Programm- und theologischen Ausschuss.

Ursprünglich Anwalt, studierte er Theologie und war zunächst Pastor in Hamburg und später "Secretary for Christian Education" im Norden Tansanias. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er 14 Jahre als Oberkirchenrat im Bereich Mission und Ökumene der Nordkirche. Es folgten vier Jahre als Auslandspastor in Seoul, Hongkong und Peking.

Sein Engagement für marginalisierte Völker Afrikas und Menschen in Armut und mit Behinderungen führte ihn zur CBM. Volker Thiedemanns Hauptanliegen für Menschen mit Behinderungen sind konkrete Hilfe und die grundsätzliche Verbesserung der Lebensbedingungen.

Wer wählt eigentlich die Jahreslosung?

Die "Jahreslosung" ist ein Bibelvers, der Christinnen und Christen im deutschsprachigen Raum ein stärkender Begleiter durch das Jahr sein kann. Ganz anders als der Name vermuten lässt, wählt ihr Herausgeber, die "Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen" (ÖAG), sie nicht per Los! 

Jedes der 23 ÖAG-Mitglieder (u.a. Katholisches Bibelwerk und CVJM-Gesamtverband) schlägt Verse aus dem für das Jahr gültigen Bibelleseplan vor. In einem Diskussions- und Wahlverfahren wird dann die Jahreslosung bestimmt: und das schon drei Jahre im Voraus! – "Erfunden" hat die Jahreslosung der schwäbische Pfarrer und Dichter Otto Riethmüller 1930. Er wollte den markigen NS-Schlagworten etwas entgegensetzen.