Hände fahren lesend über eine Braille-Tafel.

Welt-Braille-Tag: Blindenschrift eröffnet die Welt

Christoffel-Blindenmission zeigt auf, wie Braille Leben verändert

Ein Junge sitzt an einem Schreibtisch und liest von einer Braille-Tafel.
Der zwölfjährige Steve aus Kamerun lernt an der CBM-geförderten Schule Promhandicam die Brailleschrift.

Bensheim, 18 . Dezember 2025. Anlässlich des Welt-Braille-Tags am 4. Januar erinnert die Christoffel-Blindenmission (CBM) an die Bedeutung der Punktschrift. Schon im Jahr 1825 erfand Louis Braille die Blindenschrift, die jeden Buchstaben durch eine tastbare Kombination von bis zu sechs Punkten ersetzt. Heute ermöglicht die nach ihrem Erfinder benannte Brailleschrift zahlreichen Menschen rund um den Globus das Lesen und Schreiben und verändert damit ihre Welt nachhaltig. Gerade in Ländern, in denen Hilfsmittel wie Computer und Vorlesegeräte nicht allen zur Verfügung stehen, ist die Blindenschrift eine große Chance. Die CBM-geförderte Schule Promhandicam in Kamerun zeigt, wie sehr die Punktschrift Leben verändern kann. 

"Sie berieten uns. Sie zeigten mir blinde Lehrer und andere erfolgreiche blinde Leute. Sie gaben mir Hoffnung", berichtet Marie aus Kamerun über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Promhandicam. Marie ist Mutter eines mittlerweile zwölfjährigen blinden Jungen. Steve geht nicht auf irgendeine Schule. Er besucht die CBM-geförderte Schule Promhandicam. Dort lernt er die Blindenschrift Braille. Jeder Buchstabe wird jeweils mit bis zu sechs erhabenen Punkten dargestellt. Somit ist Schrift für Steve fühlbar und Braille ist für ihn und viele andere Kinder der Schlüssel zu Bildung und Karriere.

Eine Schule, die Chancen schenkt

Dass Steve mal eine aussichtsvolle Zukunft vor sich haben würde, hätte seine Mutter Jahre zuvor nicht gedacht. Sie begann, sich Sorgen zu machen, als ihr Sohn vier Monate alt war. "Ich wedelte mit der Hand vor seinen Augen. Doch nichts passierte. Kein Blinzeln, keine Bewegung". Acht Monate später kommt die Diagnose: Er hat eine Sehnerv-Schädigung. "Ich habe mir jeden Tag Sorgen darüber gemacht, was mal aus ihm werden sollte", erzählt Marie.

Das ändert sich, als Marie von Promhandicam erfährt. Die inklusive Schule ist darauf spezialisiert, Kinder mit Behinderungen zu unterstützen. Die Grundschule mit Kindertagesstätte hat eine eigene Braille-Druckerei, um die Lehrmittel allen Kindern zugänglich zu machen – auch Kindern, die längst auf der weiterführenden Schule sind.

"Wir unterrichten nicht nur, wir eröffnen Möglichkeiten", beschreibt der Leiter der Braille-Abteilung der Schule seine Aufgabe. Er unterrichtet auch Steve. "Wenn wir blinde Schüler richtig schulen, geben wir ihnen die Möglichkeit, ein unabhängiges Leben zu führen".

Lernen, träumen, glücklich sein

Genau das ist es, was auch Marie bei ihrem Sohn beobachtet: "Er lernt, er träumt, er ist glücklich", beschreibt sie die Veränderungen, seit er dort mit anderen Kindern lernen darf. Und Steve selbst bestätigt das: "Als ich anfing, Braille zu lernen, war es wie das Entdecken einer neuen Welt. Jetzt kann ich lesen, schreiben und rechnen. Ich fühle mich, als könnte ich alles tun." Und seine Träume bestätigen das: Buchhalter möchte er werden, weil er Zahlen mag, aber Singen darf in seinem Leben auf keinen Fall fehlen. Er könnte sich auch vorstellen, später als Journalist zu arbeiten, weil er Nachrichten mag. Mit zwölf Jahren hat er noch Zeit, sich festzulegen. Den Grundstein für seine Zukunft bilden dabei die sechs kleinen Punkte, die ihm die Welt bedeuten.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit mehr als 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im Jahr 2024 förderte die CBM 330 Projekte in 37 Ländern.