"Eng windet sich der Pfad den Abhang hinunter. Es ist steil, ich muss aufpassen, wo ich hintrete. Stolpern wäre jetzt gefährlich. Es ist unfassbar, dass hier jeden Tag ein blindes Kind entlangläuft! Aber für den neunjährigen Daniel ist es die einzige Chance, zur Schule zu gehen – obwohl er fast nichts mehr sehen kann.
Kurz schaue ich hinab zu unserem Ziel: ein paar ärmliche Hütten. Dort soll unser kleiner Patient leben. Ich hoffe, wir kommen noch rechtzeitig, um ihm helfen zu können! Auf einem Stein vor einer der Hütten sitzt ein Junge in gelbem T-Shirt. Ich ahne sofort, dass es Daniel ist, denn die Linsen seiner Augen sind trüb.
Er hat Grauen Star – und zwar fortgeschritten. Dieser Junge kann fast nichts mehr sehen! Ein Test beweist das: Wie viele Finger ich hochhalte, erkennt Daniel nur in gerade mal 30 Zentimeter Entfernung. Danach? Nichts mehr!
Wie ein kleines Wunder!
Gleich auf den ersten Blick ist Dr. Heiko Philippin klar: Der Junge, der vor ihm sitzt, braucht Hilfe! Wie er den neunjährigen Daniel in Tansania gefunden hat und was dann geschieht, erzählt der Arzt in seinem bewegenden Einsatzbericht.
Blutig gestoßene Füße
Seine Mutter Rehema hat große Angst um Daniel: "Er kam schon mit blutigen Füßen nach Hause, weil er sich gestoßen hat. Was, wenn er völlig erblindet?" Ich erfahre wieder einmal hautnah, wie bitter es ist, so arm zu sein wie Daniels Familie.
Obwohl sein Vater als Tagelöhner hart arbeitet, verdient er gerade genug, dass die Familie überlebt. Geld für einen Arztbesuch ist nicht mehr übrig. Aber zum Glück ist Daniel ein so wissbegieriger Junge! Dass er sich jeden Tag zur Schule tastet, beeindruckte seinen Lehrer so sehr, dass er handelte!
Er fragte in der Augenabteilung des Krankenhauses "Bugando Medical Center" nach Hilfe – und bekam sie. Die Abteilung wurde dank Spenderinnen und Spendern der Christoffel-Blindenmission gebaut. Sie soll die Rettung sein für die Ärmsten der Armen – und ist es auch.
Daniel bekommt Hilfe
Wir können noch helfen!
Mit mir zu Daniel gefahren ist Augenärztin Dr. Evarista Mgaya, die ich selbst ausgebildet habe. Wir sehen beide sofort: Wir können Daniel noch helfen! "Es ist spät, aber nicht zu spät für Daniel“, beruhige ich seine Mutter. Und meine Kollegin erklärt ihr, dass ihr Sohn kostenlos operiert wird – dank Spenden. Rehema ist sprachlos.
Die Operation ist ein Erfolg! Und der Tag danach ist einer der schönsten Tage meines Einsatzes in Tansania. Als der Verband abgenommen wird, öffnet der Junge die Augen. Und dann sehe ich ihn zum ersten Mal lächeln! Kurz darauf spielt der Junge, der vor zwei Tagen noch blind auf einem Stein saß, mit anderen Kindern Ball.
Es ist wie ein kleines Wunder! Auf meinem Gesicht breitet sich ein Lachen aus. Momente wie diese lassen mich als Arzt nicht mehr los. Das ist es, was mich weitermachen lässt, Tag für Tag, um Kinder wie Daniel aus der bitteren Blindheit zu holen. Denn es ist schrecklich, wie viele Kinder in Afrika noch blind sind. Für sie gibt es nur eine Hoffnung: Bitte helfen Sie jetzt und retten Sie Augenlicht, bevor es zu spät ist! Ich danke Ihnen von Herzen!"