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Die Gewinner sind: cool, intelligent und biologisch abbaubar

Bundessieger des CBM-Sonderpreises im Rahmen von Jugend forscht ausgezeichnet

Bensheim/Rust, 26. Oktober 2022. Den Bundessonderpreis "Innovationen für Menschen mit Behinderungen" verleiht die Christoffel-Blindenmission (CBM) in diesem Jahr für drei Projekte. Der erste Preis geht an Anika Spira, Erfinderin eines Skoliose-Korsetts, das Wärme ableitet. Eine Wirbelsäulenverkrümmung kann so ohne Überhitzung und Druckstellen korrigiert werden. Der zweite Preis wurde bei den Science Days in Rust am Samstag, den 22. Oktober 2022 gleich zwei Mal verliehen: an Bastian Auer für ein EKG, das Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus mit künstlicher Intelligenz (KI) erkennt, sowie an Sarah Sommer und Mark Kaplunow, die biologisch abbaubare Tinte für den 3-D-Druck künstlicher Organe entwickeln. Alle drei Projekte haben bereits auf Landesebene im Wettbewerb Jugend forscht den CBM-Sonderpreis erhalten.

Anika Spira ist Erfinderin der Kunststoffstütze, die weniger Beschwerden bereitet. Die 18-jährige Schülerin des Emanuel-Felke-Gymnasiums in Bad Sobernheim kennt die Probleme aus eigener Erfahrung. Deshalb nimmt sie es mit den lästigen Begleiterscheinungen auf, die das andauernde Tragen der Orthese ihr bescheren. Bei einem Praktikum erkundet die Rheinland-Pfälzerin die Orthopädietechnik. Auf der Suche nach Stoffen, die Plastik wärmeleitende Eigenschaften verleihen, findet sie Bornitrid. Durch die Stickstoffverbindung angereichert, kann Kunststoff Wärme aufnehmen und wieder an die Umgebung abgeben. In Zusammenarbeit mit industriellen Herstellern untersucht die Jungforscherin unterschiedliche Mischverhältnisse von Kunststoff und Bornitrid. Das Ergebnis vereint Formbarkeit, Wärmeleitung und Wirtschaftlichkeit. Das hilft, "cool" zu bleiben – auch bei heißen Temperaturen.

Jungforscher beeindrucken mit ihren Arbeiten

Bis zur praktischen Anwendung ist es für Sarah Sommer (17) und Mark Kaplunow (17) zwar noch ein weiter Forschungsweg. Doch die bisher erbrachte Leistung befindet die CBM-Jury bereits als preiswürdig. Das Jungforscher-Duo des Romain-Rolland-Gymnasiums Berlin arbeitet an künstlichen Organen aus dem 3-D-Drucker. Bisher werden die Trägerstrukturen künftiger Körperteile mit Drucktinten hergestellt, die erdölbasiert sind. Den zweitplatzierten Bundespreisträgern gelingt die Entwicklung einer rein natürlichen Drucktinte. Ein kanadisches Forschungslabor druckt ihnen daraus ein nahezu lebensecht aussehendes Ohrgerüst, das weder Mensch noch Umwelt schadet. Um ein Organ zu ersetzen, muss die Form mit lebenden Zellen besiedelt werden – daran arbeiten die zwei noch.

Ebenfalls den zweiten Bundespreis sowie den Preis der Herzen erhält Bastian Auer (19) aus dem bayrischen Reischach. Der Rettungsdiensthelfer und Schüler der Beruflichen Oberschule Inn-Salzach und Berufsoberschule Altötting entwickelt ein kostengünstiges EKG-Gerät, das elektrische Impulse des Herzschlags erfasst und kritische Unregelmäßigkeiten mithilfe von KI erkennt. Damit trägt er dazu bei, die häufigste Todesursache – Herz-Kreislauf-Erkrankungen – rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die verwendeten Bauteile sind preiswert und die KI-Programme im Internet frei erhältlich, wodurch das EKG auch für den Einsatz in ärmeren Regionen geeignet ist.

Die Jury der CBM betont die professionelle und engagierte Arbeitsweise aller Siegerprojekte. Auf der einen Seite bringt ein Akt der Selbsthilfe anwendbare Forschungsergebnisse hervor. Auf der anderen werden medizinische Zukunftstechnologien mit entwickelt.

Auszeichnung für Innovationen für Menschen mit Behinderungen

Mit dem CBM-Sonderpreis "Innovationen für Menschen mit Behinderungen" werden jedes Jahr kreative Studien und Projekte im Rahmen des Wettbewerbs Jugend forscht ausgezeichnet. Der Sonderpreis geht an Arbeiten, die behinderten Menschen den Alltag erleichtern, Chancengleichheit fördern oder sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen. Besonders Projekte, die einen Beitrag für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern leisten, haben gute Chancen. Unter allen Landesgewinnern wählt die CBM-eigene Jury zwei Bundessieger aus. Die Siege auf Bundesebene sind jeweils mit 300 Euro dotiert. Der zweite Platz wird mit 200 Euro honoriert.

Über die CBM

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit mehr als 110 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 492 Projekte in 46 Ländern.